Bei meinen „Touren“ durch die Welt von Youtube bin ich gestern erstmals über Videos gestolpert, in denen Meisterkurse zu sehen sind, die Elisabeth Schwarzkopf Ende der Achtziger gegeben hat.
Ich weiß, daß Elisabeth Schwarzkopf zu den berühmtesten Sopranistinnen überhaupt gehört und auch heute, recht lang nach ihrem Tod, noch quasi in aller Munde ist. Sympathisch war diese Dame allerdings nicht.
Die jungen Sänger und Sängerinnen, die sie in ihren Kursen unterrichtet hat, tun mir von Herzen leid.
Ein paar ganz Tapfere hört man in kurzen Interviews nach überstandenem „Martyrium“ zwar durchaus sagen, daß alles sehr wertvoll gewesen sei, was sie bei ihr gelernt hätten, aber man gewinnt beim Zusehen schon eher den Eindruck, daß der eine oder die andere lieber geweint hätte als nach empfangener Schelte weiter zu singen.
Wobei: einiger ihrer Kursbesucher ließ sie ja gar nicht erst wirklich singen. Schon nach dem ersten Tönchen unterbrach sie viele, um sogleich zu kritisieren. Das ist zunächst nicht das wirkliche Problem. Die Art und Weise, wie sie ihre Kritik immer äußerte, ist das Problem, und ich würde das ehrlichgesagt als einen pädagogischen Totalausfall bezeichnen.
Einen der Sänger fragte sie allen Ernstes, ob er denn bisher gar nichts gelernt habe. Und immer wieder brach sie ab und rief entsetzt: „Neeeein, neeeeein! Was machen Sie denn da?“. Wenn man derart niedergemacht wird, wie soll man denn da beim nächsten Versuch etwas besser machen? Oder einen nächsten Versuch überhaupt wagen? Die Angst vor dem nächsten Anschiß schnürt einem doch da die Kehle völlig ab.
Daß der junge Mann nicht auf und davon geflohen ist, dafür hat er meinen größten Respekt. Und es würde mich nicht überraschen, wenn ich erführe, daß er nach diesem Erlebnis den Gesang an den Nagel gehängt hat. Wie vermutlich auch noch andere.
Zu dem aus den Videos ihrer Kurse gewonnenen Eindruck paßt auch der, den ich von Frau Schwarzkopf aus den Interviews behalten habe, die sie in zahlreichen Sendungen gegeben hat. Also, Minderwertigkeitsprobleme hatte diese Frau sicherlich nicht. Gut, das wäre bei ihrer Profession auch nicht wirklich förderlich gewesen, aber ein bißchen weniger Selbstbeweihräucherung und weniger Angefasse (ständig hat sie ihre Interviewer betatscht wie ein Kind, das eine ungehörige Frage stellt) hätten ihr insofern gut zu Gesicht gestanden, als sie zumindest mir damit ein bisserl sympathischer gewesen wäre.
Aber was ich von ihr heute halte (und sicher auch damals gehalten hätte), wäre ihr gewiß sch…egal gewesen.