Frau Schletterer singt nicht mehr

14
De
Locked down
14.12.2020 09:54

Jetzt ist der da, der große Lock-down - den wir zwar meiner Meinung nach vor etlichen Wochen schon gebraucht hätten, aber man mag gar nicht drüber nachdenken, wie viele Päckchen jetzt unter deutschen Christbäumen fehlen werden, wo doch allgemein bekannt ist, daß so viele Leute ihre Geschenke immer erst auf den letzten Drücker kaufen. Und jetzt schließen die Läden.
Wir waren gottlob wie jedes Jahr wieder recht früh dran, so daß dieses Problem für uns keines ist. Auch hatten wir letzte Woche unseren Friseurtermin und brauchen daher so schnell keinen weiteren.
Aber wieder trifft es natürlich dieselben Menschen, die auch schon vom Lock-down im Frühling betroffen waren. Und es werden wieder viel zu viele hinzukommen, die Depressionen entwickeln und gegen materielle Nöte zu kämpfen haben werden.
Das alles ändert allerdings nichts daran, daß ich die Maßnahme für richtig halte.
Wenn man sieht, wie sprunghaft die Zahlen in die Höhe schnellen – auch die Todesrate steigt an, prozentual sterben mittlerweile viel mehr an COVID-19 als noch in den ersten Monaten der Pandemie. Da kriege ich Angst; und es will mir nicht einleuchten, wieso mein Chef uns nicht wieder dauerhaft ins Homeoffice beordert, wo er doch im März so schnell damit bei der Hand war.
Jetzt ist alles viel schlimmer, und dennoch erwartet er, daß wir uns vor Ort zeigen. Ich verstehe das nicht.
Wenn ich ab morgen wieder für drei Tage im Bürogebäude meines Arbeitgebers sitzen werde, wird mich in meinem Büro wahrscheinlich so gut wie niemand aufsuchen. Und die Hilfe, die ich selbst Kollegen geben kann, ist von der Art, die ich ebenso gut von meinem heimischen Büro aus leisten kann. Dafür werde ich aber etlichen KollegInnen auf dem Flur begegnen, wenn ich zur Toilette gehe oder mir einen Kaffee hole. Völlig unnötig, diese Aufeinandertreffen! Sie bringen keinerlei Mehrwert, sondern erhöhen nur die Gefahr für jede/n Einzelne/n, sich mit Corona anzustecken.
Wir agieren also völlig entgegen dem, was die Regierung eigentlich erreichen will: Reduzierung von persönlichen Kontakten auf ein Minimum.
Ich zweifle daran, daß das Ziel, das mein Chef damit anstrebt, nämlich Solidarität mit denen zu zeigen, die ihre Arbeit nicht von zu Hause aus erledigen können, tatsächlich erreicht wird. Wahrscheinlich ist es denen wurscht, wo sie mich erreichen, wenn sie mich brauchen. Aber ob es ihnen egal ist, wenn sie mir unter der Kaffeeküchentür begegnen, das weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist es doch eher jedem von uns lieb, wenn wir kaum jemanden treffen auf dem Flur, der keine eineinhalb Meter breit ist.
Muß erst jemand von uns KollegInnen auf der Intensivstation landen?

 

Düsternis
Ein Bild für niemand

Kommentare


Datenschutzerklärung