Hier hatte ich ja schonmal erwähnt, daß ich in diesem Jahr beim jährlichen Musical mitmache, das stets aus Erichs Feder stammt, der nicht etwa aus der Musicalbranche kommt, sondern von Haus aus gelernter Bäcker ist. Umso beeindruckender seine Leistungen auf diesem Gebiet!
Im letzten Jahr war ich als Zuschauerin von der Truppe wieder so begeistert, daß ich Erich bat, für mich, wenn möglich, für dieses Jahr ebenfalls eine kleine Rolle vorzusehen. Er ist sehr gern darauf eingegangen, und so kam es eben, daß diesmal auch ich dabei war.
Seit April hatten wir jede Woche geprobt, und wir hatten wirklich unfaßbar viel zu lachen! So viele witzige Szenen hatte Erich hineingepackt, und so viele Versprecher und kleine Pannen ließen uns die Lachtränen derart über die Wangen laufen, daß wir zeitweise mehrere Minuten brauchten, um die Fassung wiederzugewinnen.
Fast alle von uns hatten mindestens ein Lied zu singen, manche von uns sogar bis zu vier Stück! Da galt es, diszipliniert Sprech- und Liedtexte auswendig zu lernen, was allerdings nicht allen bis zur Aufführung perfekt gelang. Aber dennoch präsentierten wir ein sehr gutes Gesamtergebnis, und unser Publikum ging an beiden Abenden sehr gut mit und belohnte unsere Darbietungen mit viel Gelächter und Applaus.
Mich selbst erwischte kurz vor Termin noch eine kleine Erkältung, die wie ein Damoklesschwert über meinem Auftritt schwebte. Ich ernährte mich in den letzten beiden Tagen vor den Aufführungen nur noch von Salbeitee und Halsbonbons. Das Bangen wurde jedoch belohnt, und ich konnte mein Lied mit nahezu klarer Stimme vortragen.
Zur Story: „Ein ehrenwertes Haus“ erzählt die Geschichte einer Kommune der 70er Jahre, die den braven Bürgern des Ortes und den Presbytern der Kirchengemeinde ein Dorn im Auge ist. Daher wird Eleonore Saalfeld entsendet, die Vorsitzende des Presbyteriums, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Leider wird sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die „wilde Hilde“ ist nicht gerade begeistert, daß die Dame ihre Nase in das Alltagsleben der Kommune stecken will, nicht zuletzt wegen der Schnapsbrennerei und der Hanfplantage, die auf dem Hof gehegt und gepflegt werden. Bei ihrem Inspektionsbesuch wird Frau Saalfeld dann auch mit Kräutertee und Hanfkeksen bewirtet, die sie dazu bringen, ihr leichte Schwäche, die sie für Ludwig Grünwald entwickelt hat, auszuleben und sich ihm an den Hals zu werfen. Das Publikum dankte ihr diese Eskapade mit brüllendem Gelächter und viel Applaus. Am Ende sieht sie ein, daß die Leute auf dem Hof alles in allem doch ganz anständig sind, und daß es völlig überflüssig gewesen war, ihre Schwester als Spitzel dort einzuschleusen, die sich dann aber mit ihrem Mann dort so richtig wohlzufühlen beginnt. Nebenher erfährt Valentin, einer der Herren auf dem Hof, daß er einen 40jährigen unehelichen Sohn mit einer inzwischen recht biederen, ältlichen Frau hat, die zu spielen ich die Ehre hatte.
Die Lieder, die sich durch das ganze Stück zogen, waren Schlager aus den 70ern, und wann immer möglich, sang das Publikum kräftig mit. Die Stimmung war großartig, und ich werde dieses Erlebnis, bei solch einer Aufführung dabei gewesen sein zu dürfen, sicher nicht so schnell vergessen.