Als ich heute mit dem Auto unterwegs war, überkam mich plötzlich ein unbändiger Appetit auf ein Heringsbrötchen. Ich esse das hin und wieder ganz gern – sauren Hering mit viel Zwiebeln auf einem ganz gewöhnlichen Weck.
Das letzte Mal hatte ich solch ein Brötchen diesen Sommer am Hafen von Wismar. Meine Frau und ich hatten lang an einem Fischbrötchenstand angestanden und gingen dann mit unseren Brötchen in der Hand auf die Suche nach einer gemütlichen Bank in der Sonne, um unser Essen im Sitzen zu genießen. Auf dem Weg dorthin hielt ich mein Brötchen so ein bißchen in die Höhe, um unseren Hund daran zu hindern, mir das gute Stück unterwegs aus der Hand zu klauben und selbst zu vertilgen.
Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die Gefahr aus der Luft! Plötzlich und völlig unerwartet stieß von oben eine Möwe herab, stürzte sich auf mein Brötchen und wollte es mir mit geübtem Schnabelhieb entreißen. Da hatte sie sich allerdings mit der Falschen angelegt. Da ich das Brötchen in ziemlich festem Griff hielt, um zu verhindern, daß der Hering und die Zwiebeln herausfielen, mußte die Möwe ohne Beute wieder abziehen, denn meine Faust stellte sich gottlob als stärker heraus als ihr Zugriff. Und der war, wenn man die doch beachtliche Größe eines solchen Vogels mal bedenkt, gar nicht ohne.
Ich bin ehrlich: vermutlich hätte ich mein Fischbrötchen seinerzeit lieber meinem Hund überlassen als dieser frechen Möwe, die ich noch nicht einmal persönlich kannte, die jedoch auf Anhieb von mir zum Essen eingeladen werden wollte. Aber ich bin noch ehrlicher: am liebsten aß ich mein Heringsbrötchen natürlich selbst.