Frau Schletterer singt nicht mehr

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Ma
Internetbetrug - ein Erfahrungsbericht
27.05.2024 15:22

Kürzlich habe ich einen Selbstversuch gemacht, der gründlich in die Hose gegangen ist, oder – je nach Sichtweise – überaus erfolgreich war.
Sie kennen sicher diese Bilderreisen, in denen Menschen, die im Internet eingekauft haben, ihre erhaltene Ware präsentieren und damit auch den eklatanten Unterschied aufzeigen zu den Bildern, mit denen für die Sachen geworben wurde, die sie erstanden haben. Meist werden da Ballkleider, Hosen oder Schmuckstücke gezeigt, die für einen überaus billigen Preis angeboten, mit gar prächtigem Bildmaterial in den Werbeanzeigen und Katalogen präsentiert wurden, aber mit dem, was schlußendlich geliefert wird, nicht die geringste Ähnlichkeit haben. Die „Ware“, die beim Käufer ankommt, ist aus Material der geringstmöglichen Qualität von Nähern und Näherinnen ohne jede Ausbildung in schluderigster Machart gefertigt und hat weder Paßform noch sonst irgendetwas, was zum Tragen oder Verwenden verführen könnte. Zudem kriecht einem förmlich der Gestank aus den Bildern in die Nase, die die gezeigten Kuriositäten ganz sicherlich ausströmen, da sie in irgendeiner Hinterhoffabrik in Bangladesch hergestellt und mit Chemikalien eines sicherlich nicht geringen Giftigkeitsgrades gereinigt und zum Versand vorbereitet wurden.
Nun zu mir: auch ich bin der Versuchung erlegen und habe Schuhe bestellt, die mir von einem mir völlig unbekannten Händler über Facebook angeboten wurden. Die Schuhe sehen auf den Abbildungen aus wie Nachahmungen von Birkenstock-Schuhen, was ja so ungewöhnlich nicht ist, denn es gibt ja mittlerweile einige Hersteller, die vergleichbare Schuhe anbieten. Meist sind die etwas kostengünstiger als die Originale, aber von der Qualität durchaus in Ordnung. Auch die Schuhe in dem Angebot, das mich schwach werden ließ, waren keineswegs unrealistisch billig; sie wurden als Sonderangebot angepriesen und sollten angeblich regulär 80 Euro kosten.
Mir war von Anfang an klar, daß ich Gefahr laufe, jetzt 40 Euro in den Sand zu setzen, weil ich womöglich irgendetwas bestelle, was ich nie geliefert kriege. Insofern ist meine Erschütterung, die mich am Ende ereilte, zumindest um meinetwillen nur eine winzig kleine. Zu anderen Gründen der Erschütterung später mehr...
So - nun weiter im Text: Ich habe also den Bestellknopf gedrückt, eine Bestellbestätigung erhalten, und dann tat sich lange nichts. Irgendwann erhielt ich Nachricht, meine Schuhe befänden sich jetzt auf dem Weg. Nach weiteren 10 Tagen hakte ich nach, wo denn meine Schuhe blieben, schließlich seien die ja jetzt schon 10 Tage lang unterwegs. Woher die Schuhe denn kämen, wollte ich wissen – vom Mars etwa? Daraufhin informierte man mich, anbei sei der Verfolgungslink der DHL beigefügt, da könne ich das alles ja verfolgen. Nur daß dieser Link mir bescheinigte, meine Bestellung sei just erst elektronisch angekündigt worden. Gedanklich hatte ich da mein Geld längst abgeschrieben.
Ich muß sagen, ich wäre wahrscheinlich weniger verärgert, wenn ich die Lieferung nie erhalten hätte, als ich es jetzt bin, wo ich die Schlappen wirklich bekommen habe. Sie sind nämlich genau so ein Beispiel wie das, von dem ich oben erzählt habe: aus billigster Pappe gefertigt, die angebliche Korksohle ist aus stinkendem Plastik, das angebliche Wildleder ist irgendeine billige Textilmischung, überall quillt der Kleber raus, die Dinger sehen aus wie ein schlecht gebasteltes Theaterrequisit. Ich habe sie direkt in den Müll expediert, und den Gestank dieser „Schuhe“ kriegen wir aus unserem Mülleimer sicher erst in vielen Monaten wieder raus. Ich bin überdies überzeugt, daß wenn der Müll, in dem sich diese Schlappen befinden, demnächst in der örtlichen Müllverbrennung landet, die Anwohner per Radiodurchsage dazu aufgefordert werden, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Es ist nicht zu fassen, daß irgendwo Menschen dafür ausgebeutet werden, nichts als Müll zu produzieren, der nur dazu dient, irgendwelchen Gierschlunden und Betrügern die Euros in die Tasche zu spülen. Wenn ich die zu fassen kriegte, würde ich die allesamt lebenslang in einen 9-Quadratmeterraum sperren, der ununterbrochen nach den Schuhsohlen stinkt, die sie verticken. Und nicht etwa dafür, daß sie mich um 40 Euro betrogen haben, sondern dafür, daß sie menschenverachtende Geschäfte machen, die zudem der Umwelt großen Schaden zufügen.

 

Gedanken zum Leben im Kloster
Urlauber! Benehmt Euch!

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