Frau Schletterer singt nicht mehr

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Ju
Über Bahnhöfe
22.06.2021 09:40

Gerade lese ich auf Wikipedia einen Artikel über die Bahnstrecke Bretten-Kürnbach, deren Bau vor hundert Jahren begonnen und kurz drauf wieder eingestellt wurde.
Eines der Überbleibsel des Projektes ist das Empfangsgebäude in Knittlingen, laut dem Artikel „einer der wenigen Bahnhöfe in Deutschland, an denen nie ein Zug gehalten hat“.
Ich bin ehrlich: es gibt in Deutschland jede Menge Bahnhöfe, die zumindest so aussehen, als habe dort nie ein Zug gehalten. Der letzte Halt liegt dort jeweils schon Jahrzehnte zurück; und wenn ich mir das Empfangsgebäude in Knittlingen so ansehe, dann hat es verdammtes Glück gehabt, daß es jetzt in Privatbesitz ist, denn es steht überaus proper da und zeigt keine Anzeichen von Verfall.
Da gibt es ganz andere traurige Fälle. Haben Sie z. B. mal den Bahnhof in Bierbach an der Blies gesehen? Der sieht aus wie ein abgesperrter Tatort, den sich niemand mehr freizugeben getraut hat, weil der Geist der darin niedergemetzelten alten Frau noch dort herumspukt. Wenn man da mit der Bahn durchfährt, fragt man sich bang, wo die eigene Zugfahrt enden wird.
Bahnhöfe sind allerdings in Deutschland allgemein nicht gerade Horte des Wohlbefindens und der Behaglichkeit. Selbst der bestgepflegte und meistfrequentierte Bahnhof dürfte den Charme einer Fixerbude haben, und man kann froh sein, wenn man dort wieder rauskommt, ohne sich irgendeine Infektion geholt zu haben.
Die Leidenschaft so vieler Leute für Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird sich mir nie erschließen. Jede Minute an einem Bahnsteig ist für mich verlorene Lebenszeit. Auch wenn immer wieder beschworen wird, wie viele Stunden Autobahnstau man sich damit sparen kann – ich fühle mich in meinem eigenen Auto einfach hygienischer untergebracht. Und hoffe dabei, daß ich nicht in fünf Minuten eine Autobahntoilette brauche…

 

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