Ist Ihnen schonmal aufgefallen, wie gern manche Menschen Zitate verwenden?
Gewiß: in vielen Texten stehen viele kluge Dinge geschrieben, und wenn man aus ihnen zitiert, muß man das natürlich entsprechend kennzeichnen. Und sicherlich haben kluge Menschen auch in Gesprächen und Interviews, in Reden, Diskussionen und dergleichen auch schon viele weise Gedanken geäußert, die des Zitierens wert sind. Aber ich lese ebenso oft die banalsten Sätze, bei denen trotz aller Banalität minutiös erwähnt wird, wer das wann zu welcher Gelegenheit mal gesagt oder geschrieben haben soll, und ich sitz dann da und frage mich: was soll das?
Aber es geht noch doofer - erst gestern las ich irgendwo: „Kaputte Herzen lieben am ehrlichsten. Vielleicht, weil sie wissen, wie weh Unehrlichkeit tut.“ Hinzugefügt war die Information: „Autor unbekannt“. Ich bitte Sie! Natürlich ist da der „Autor“ unbekannt, weil es dafür keinen Autoren gibt! Da hat derjenige, der das in den Social Media loswerden wollte, sich selbst zitiert und es als klugen Spruch irgendeines anderen getarnt, um wahrgenommen zu werden. Da bin ich mir vollkommen sicher! Denn welcher Autor(!) spräche wohl je von „kaputten Herzen“? Das Wörtchen „kaputt“ ist für mich der Inbegriff der Umgangssprache! Wer würde dieses Adjektiv je in einem seriösen Text verwenden, aus dem später jemand zitieren wollen könnte? Und würde ein zitierenswerter Autor nicht eher von „schmerzen“ als von „weh tun“ schreiben? Sehen Sie?!
Wenn ich so an die Sache heranginge, würden Sie demnächst Dinge hier lesen wie: „Heute passiert einfach nichts; nur vorhin, da habe ich den dicken Pickel auf meiner Nase ausgedrückt.“ – Autorin: Frau Schletterer, anläßlich der gähnenden Langeweile, die sie am 29. Dezember 2025 überkam. (Abb. ähnlich)
Naja, wenigstens bin ich aber offenbar nicht die einzige, die über diesen Zitate-Wahn den Kopf schüttelt. Denn sonst gäbe es wohl keine so großartigen Persiflagen wie diese: „Abgemacht ist abgemacht! – Boris M., Chirurg“