Heute lese ich auf stern.de eine Überschrift, der ich entnehme, daß Mentholzigaretten verboten werden sollen. Und natürlich nimmt der Artikel, noch bevor der erste Satz geschrieben ist, sogleich Bezug auf Helmut Schmidt, unseren ehemaligen Bundeskanzler, der diese Sorte Zigaretten besonders liebte.
Nichts gegen Schmidt als Politiker, aber was mir tierisch auf den Keks geht, ist dieser Kult, der um ihn gemacht wurde – und nach wie vor gemacht wird.
Als er starb, dachte ich: „Na, jetzt hört endlich dieses ewige In-die-Knie-gehen vor diesem Herrn auf, denn jetzt kann er in keiner Talkshow mehr auftreten.“ Ich habe mich natürlich nicht über seinen Tod gefreut, sondern über den Umstand, daß jetzt keinem mehr Sonderbefugnisse eingeräumt werden, nur damit er in einer Talkrunde seine Weisheiten absondert. Wer sonst außer Helmut Schmidt durfte denn wohl im Deutschen Fernsehen offen eine nach der anderen rauchen? Keiner! Und warum durfte er das? Gab es in ganz Deutschland niemand anderen, dessen/deren Fachkenntnisse und Erfahrung ausgereicht hätten, einem Thema das nötige Diskussionsniveau zu bescheren? Ich denke, doch.
Manchmal kam es mir so vor, als träte er immer dann auf, wenn den Machern einer Gesprächsrunde kein wirklicher Experte zum Thema einfiel. Ach, nehmen wir wieder den Schmidt, der kennt sich mit allem aus. Und wenn nicht, dann wird er trotzdem was Kluges sagen und damit alle anderen, die auch als Experten eingeladen wurden, aber keine sind, davon abhalten, Blödsinn zu reden.
Solch ein Bohei machte auch die Fernsehzeitschrift, die wir abonniert haben, mit Peter Scholl-Latour. Er war für die Berichte zuständig, die in dieser Zeitschrift zu weltpolitischen Themen erschienen. Ich habe die nie gelesen, aber sie standen immer unter diesem Schimmern, daß, was Scholl-Latour schreibt und prophezeit, natürlich auch zu- und eintrifft.
Und als der Herr starb, hab ich mich dabei ertappt, daß ich – allein wegen der Ergebenheit dieser Zeitschrift – aufatmete und froh war, daß das nun ein Ende hat.
Aber nein: sogleich war ein Ersatzmann gefunden, und wenn der mal Urlaub hatte, dann strapazierte man alte Berichte von Scholl-Latour und druckte sie nochmal unter dem Motto (ich weiß den genauen Wortlaut jetzt nicht mehr) „Erinnern Sie sich noch?“ an bewährter Stelle ab.
Mittlerweile hat sich das alles ein wenig eingependelt – die beiden Herren dürfen so langsam nun doch ihre ewige Ruhe antreten. Bin gespannt, wer nachrückt.