Frau Schletterer singt nicht mehr

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Ma
Back to the roots
16.05.2020 10:37

Auf dem Tetrapack unserer Kaffeemilch ist seit einigen Wochen ein Aufdruck aufgebracht: „Neu: Ohne Schraubverschluss, jährliche Kunststoffeinsparung: 70 Tonnen“.
Zu öffnen ist diese Milch also so, wie wir das alle im Grunde schon immer kennen: eine Ecke hochziehen und die Spitze abschneiden, so dass ein Ausguß entsteht.
Das ist prima, aber neu ist das nicht.
Mal ganz davon abgesehen, daß ich anzweifle, daß von der Kaffeemilch der Firma [hier einen Ausruf der Zustimmung einfügen] jährlich so viele Tüten verkauft werden, daß allein deren Schraubverschlüsse 70 Tonnen wiegen, finde ich es eben echt lustig, wenn die jetzt damit werben, daß sie „back to the roots“ gehen, und das als neue Errungenschaft verkaufen.
Diese Plastikschraubverschlüsse wurden uns vor nicht allzu langer Zeit als die Errungenschaft ever angepriesen, weil sie endlich die Wiederverschließbarkeit von Milchtüten aller Art sicherstellen konnten. Und was man durch diese Wiederverschließbarkeit an schlecht gewordener und weggeschütteter Milch einsparen konnte, war ja kaum in Worte zu fassen. Also ein Hoch auf die Schraubverschlüsse!
So, und nun stellt sich heraus, daß das ganz schön ins Geld geht, und daß Plastikmüll das Böseste überhaupt ist, das man unserem Planeten antun kann. Und schwupps! – weg damit!
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch – ich selbst kann sehr gut damit leben, wenn man die Schraubdeckel nun wieder abschafft. Wenn die Industrie sich mal lernfähig zeigt und von einer Neuerung auch mal wieder abrückt, weil sie feststellt, daß das für die Umwelt vielleicht nicht die beste Idee gewesen ist, dann ist das zu loben. Aber uns für dumm zu verkaufen und das als Neuerung anzupreisen, kann ja wohl nicht deren Ernst sein!
Demnächst wird sicher auch wieder der gute alte Kochtopf eine Renaissance erleben und diesen völlig überflüssigen Thermomix zum Teufel jagen. Oder alle werden wieder angehalten, Dosen auch ohne elektrische Unterstützung zu öffnen. Aber hoppla: das mache ich ja ohnehin!

 

Hut ab vor Ilka Bessin!

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