Frau Schletterer singt nicht mehr

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Au
Der Narten-Ablaut
06.08.2019 08:19

Ich bin ja bisher durchs Leben gegangen mit der Gewißheit, für die deutsche Sprache ein einigermaßen gutes Gefühl zu haben. (Die Noten, die ich einst in der Schule in Deutsch erhielt, sagen zwar etwas anderes, aber man hat mich nach meiner Schulzeit in diesem meinem Gefühl durchaus auch schon bestätigt.)
Wenn ich jetzt aber von Johanna Narten lese, nach der der Narten-Ablaut benannt ist, schrumpft diese Gewißheit auf eine klitzekleine Hoffnung bzw. ein Wunschträumchen zusammen.
Die Dame war Professorin für Indogermanistik und Indoiranistik, da mag nicht verwundern, daß sie mir sprachlich überlegen war. Aber die Erklärung des Narten-Ablauts liest sich wie folgt:
„…Es handelt sich um eine Variante des bekannteren regulären Wurzelpräsens. Letzteres zeichnet sich dadurch aus, dass im Singular der Stamm Akzent und Vollstufe (d. h. e-Vokal) hat und die Personalendung Schwundstufe (d. h. keinen e-Vokal), dagegen im Plural der Stamm Schwundstufe und die Personalendung Akzent und Vollstufe. Diese Situation überlebt bis ins moderne Deutsch noch in dem Verb für sein, welches in der 3. Person im Singular is-t (aus *h₁és-ti), im Plural s-ind (aus *h₁s-énti) lautet. Diese Bildung ist in Sprachen wie dem Sanskrit noch viel häufiger und insgesamt für das Indogermanische gut erschließbar…“
So, jetzt sind Sie dran! Verstehen Sie das? Ich nicht. Und der Artikel geht immer so weiter! Schwund- und Vollstufe, Dehnstufe und Akzent mal auf Stamm, mal auf Endung – da schwirrt dem Leser der Kopf, und es schwinden ihm die Sinne. Und zwar auf voller Schwundstufe!
 

Nie gehört!
Kakapo!

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