Gerade las ich einen hochamüsanten Text, der sich über etwas überhaupt nicht Amüsantes echauffiert. Nämlich darüber, daß der Begriff der Liebe seit einigen Jahren besonders in der Werbung inflationär gebraucht und damit entwertet wird, da das Wort „Liebe“ ursprünglich reserviert war für das stärkste positive Gefühl zwischen zwei Menschen.
Die Autorin beklagt in ihren Ausführungen, daß – glaubt man den Medien – nichts mehr einen Wert hat, wenn es nicht mit Liebe angeschaut oder getan wird. Selbst die Arbeit müsse man lieben, und es reiche nicht mehr aus, sie einfach nur ordentlich zu erledigen und damit sein Brot zu verdienen.
Ich finde, sie hat mit allem, was sie da schreibt, vollkommen recht.
Und dabei kommt mir ein weiteres Mal in den Sinn, daß ich ganz froh darüber bin, meine berufliche Tätigkeit einigermaßen emotionslos auszuüben. Zeitweise macht mir das, was ich da tun muß, zwar tatsächlich Spaß – aber ganz gewiß kann ich nicht behaupten, daß ich meiner Arbeit so etwas wie Liebe entgegenbringe. Ich bin auch nicht so exorbitant wichtig und herausragend, daß ich für die Firma unentbehrlich bin. Und ich finde das gut so.
Oft denke ich nämlich daran, wie sehr ich mir als Jugendliche gewünscht habe, Sängerin zu werden. Ich habe tatsächlich ein paar Jahre Gesangsunterricht genossen und bekam schon von einigen Seiten bestätigt, daß ich ganz ordentlich singen kann. Aber insgesamt reichten meine Fähigkeiten nicht für ein Studium aus. Und so kam es, daß ich mein Hobby nicht zum Beruf machen konnte.
Und ich bin schon seit langem recht froh darüber. Denn wenn ich mir überlege, wie oft ich schon wegen einer Erkältung Proben und sogar Konzerte habe ausfallen lassen müssen, dann überfällt mich Panik bei dem Gedanken, ich hätte bei jenen Gelegenheiten als Gesangssolistin einen Vertrag erfüllen müssen und dies nicht gekonnt! Immer funktionieren zu müssen, kann ganz schön belastend sein und nimmt einem gerade bei Künstlerischem möglicherweise bald die Leidenschaft, die man doch bisher so geliebt hat.
Das gilt für jeden kreativen Beruf. So zeichne ich in meiner Freizeit ganz gerne. Wenn ich das aber beruflich tun müßte, also z. B. jeden Tag einen Cartoon für eine Zeitschrift abliefern müßte, wäre es mit meiner Kreativität sicher bald vorbei. Beziehungsweise wäre es eine Katastrophe, wenn ich nicht jeden Tag kreativ sein könnte. Da ich aber nur zum Vergnügen den Stift in die Hand nehme, ist es völlig wurscht, ob ich heute eine Idee habe oder nicht. Sobald es mir wieder Freude macht und mich die Muse küßt, setze ich mich wieder ans Zeichenbrett. Da kann ich ganz entspannt bleiben. Und verliere nicht den Spaß daran.
Und da ich – wie gesagt – meine Arbeit nicht wirklich liebe(!), kann ich so die Freude an meinen Hobbys viel mehr genießen und muß zudem nicht fürchten, z. B. wegen eines krankheitsbedingten Ausfalls mich meiner großen Leidenschaft (meiner Arbeit) mal nicht widmen zu können!