So, Weihnachten ist vorbei, und das neue Jahr hat angefangen. Wir haben beides sehr ruhig verbracht, unspektakulär und zu Hause.
Ich habe es schon längst aufgegeben, mir für ein neues Jahr irgendwelche Vorsätze zu machen. Ein Jahreswechsel bringt ja selten wirklich irgendeine Änderung oder gar einen spürbaren Wechsel in irgendwas. Wieso sollte ich da dieses Datum zum Anlaß nehmen, Änderungen herbeiführen zu wollen? Das funktioniert ja eh nie.
Rückblickend muß ich sagen, daß wir (also meine kleine Familie und ich) mit dem vergangenen Jahr wirklich Glück gehabt haben.
Corona hat uns noch nicht erwischt, ich darf weiterhin im Homeoffice arbeiten (auch wenn ich es nicht so nennen darf, denn es gibt rechtliche Unterschiede zwischen „Homeoffice“ und „mobilem Arbeiten“, die ich hier allerdings nicht näher ausführen will – wen es interessiert, kann es ja ergooglen), meine Schwester hat trotz dieser schwierigen Zeiten sogar wieder eine Arbeitsstelle gefunden, die dem ewigen Pendeln zwischen Monaten der Arbeitslosigkeit und Monaten mit einem Saisonjob ein Ende macht, meine Nichte hat ihr Wunschkind bekommen (es ist gesund und munter), und wir haben letztes Jahr auch wieder mal Urlaub gemacht.
In dem Seniorenheim, in dem meine Eltern die letzten Monate ihres Lebens verbrachten, ist jetzt Corona sehr heftig ausgebrochen. Die Hälfte aller Heimbewohner ist erkrankt, sehr viele Pflegekräfte haben sich ebenfalls angesteckt, und gestern las ich, daß bereits 9 Menschen des Hauses daran gestorben sind. Ich bin so froh, daß meine Eltern das alles nicht mehr erleben müssen. Meine Mutter hat Corona gar nicht mitbekommen, sie ist schon drei Monate vor Bekanntwerden der Pandemie gestorben. Mein Vater starb während der ersten Welle (allerdings nicht an Corona), kurz nach Einsetzen des ersten Lockdowns. Er hat Besuchsverbote noch miterlebt, war da aber schon bereit, die Augen für immer zuzumachen. Ich denke, die beiden haben sich für ihren Abschied nicht die schlechteste Zeit ausgesucht. Es ist schon elend genug, alt und krank dem Sterben entgegenzublicken. Aber dank dem Zeitpunkt, zu dem das alles geschah, die Aufregungen und das Leid einer Pandemie nicht auch noch durchmachen zu müssen, hat ja auch sein Gutes.
Ich erwarte vom neuen Jahr ehrlichgesagt nicht viel und hoffe, mit dieser Einstellung auch nicht enttäuscht zu werden. Angst vor dem, was kommt, möchte ich nicht aufkommen lassen, denn die wäre so gesehen ja immer angebracht. Damit kann man sich das Leben auch versauen; ich werde daher versuchen, jetzt erstmal die Momente, die es zu genießen gibt, auch wirklich zu genießen und dem Kommenden in aufrechter Haltung entgegenzugehen.